- Wie alles begann
Nach etwa einer Woche waren zwölf Gospelfans am Start, und für die Leitung kam nur Anton Roggenstein in Frage, der mit moderner Chormusik viel Erfahrung gesammelt hatte. Schon bei der ersten Probe war man sich einig: „Da könnte etwas großes draus werden“. Und so ging man einige Zeit später auf die Pfarrgemeinde zu, um die Anerkennung als kirchliche Gruppe zu bekommen, schließlich ging es um geistliche Musik. Der Pfarrgemeinderat jedoch stufte das „Unternehmen Gospelchor“ als Modeerscheinung ein, und gab dem ganzen ein Jahr, danach wäre der Spuk vorbei. Schließlich gab es die kirchliche Anerkennung doch, unter der Vorrausetzung auf sämtliche kirchliche Zuschüsse zu verzichten. Das konnte man verkraften, und somit stand nichts mehr im Weg, um den Gospelzug zu starten. Eines fehlte aber doch noch: Ein Name. Erstaunlich schnell einigte man sich auf: „Living Voices“.
Heute
Inzwischen sind 30 Jahre vergangen, und aus der Modeerscheinung ist ein wahrhafter Boom geworden. In vielen Gemeinden gibt es neu gegründete Gospelchöre, die ihr Herz für diese emotionsgeladene Musik entdeckt haben. Auch die Living Voices haben sich nicht nur weiterentwickelt in den vielen Jahren, sondern sind zu einer Institution in der Region und darüber hinaus geworden.
Die 25 Sängerinnen und Sänger bilden einen echten Mehrgenerationen-Chor. Vom Kindes- bis zum Rentenalter ist alles dabei.
Es gibt ein Jahresprogramm, welches sich über die Zeit gefestigt hat und im Rahmen des Machbaren die Proben und Auftritte enthält. Da ist zum einen die wöchentliche Probe um 19:30 Uhr in der Höllgasse (na das passt genau) im evangelischen Gemeindehaus, und zum anderen die Konzerte und Gottesdienste.
Einen besonderen Namen haben sich die Living Voices mit der Gestaltung von Hochzeiten gemacht. Brautpaare, die ein musikalisches Highlight für ihre Feier suchen, landen meist hier. Das spricht sich dann weiter herum, und so kommen regelmäßig neue Engagements dazu. Oft werden daraus Tagesausflüge, wenn die Hochzeit wieder einmal weiter weg oder gar im Ausland stattfindet.
Die Höhepunkte im Jahresverlauf sind jedoch Konzerte. Es ist immer wieder fantastisch mitzuerleben, wie das Publikum zu Beginn abgeholt wird auf eine interaktive musikalische Reise, bei deren Ende es kein Halten mehr auf den Bänken gibt.
Highlights
Aus 30 Jahren Chorarbeit gibt es viel zu erzählen. Es ist wie im alltäglichen Leben: Es geht auf und es geht ab. Neben den vielen kleinen Anekdoten, die man sich immer wieder aus dem Gedächtnis hervorholt, gibt es auch die ganz besonderen Momente, die meist sehr plastisch im Gedächtnis erhalten sind.
- Da war im März 2018 unsere gemeinsame Reise nach Bulgarien. Die Idee kam von unserem Mitsänger Valeri Ivanov, welcher gebürtig aus Bulgarien stammt. In dieser einen Woche hatten wir wunderschöne Momente, tolle Konzerte und Auftritte, machten einzigartige Bekanntschaften und sind noch ein Stück zusammengewachsen.
- Ein Konzert in Manzell bei Friedrichshafen, für das der Chor seiner früheren Pfarrerin Gertrud Hornung hinterher gereist ist, war auch ein großes Highlight für uns. Vor Beginn war alles wie sonst: gut besetzte Kirche, erwartungsvolle Blicke. Doch schon beim ersten Stück, war allen klar: Das wird außergewöhnlich. Und so ging es dann auch weiter. Gegen Ende standen alle, klatschten und sangen aus Leibeskräften und forderten nach jeder Zugabe noch eine nachzulegen.
- Ein spirituelles Highlight war die Begegnung mit Chris Tuesday, einem katholischen Pfarrer aus Atlantic City, der sich selbst „The Rocking Priest“ nennt. Er schafft es durch eine Art „Sister-Act-Effekt“ seiner Pfarrgemeinde die alten Choral- und Psalmtexte nahe zu bringen, indem er kurzerhand mit seiner Gitarre neue, und vor allem rockige Musik daraus macht. Viele seiner Stücke sind inzwischen im Repertoire der Living Voices.
- Ein erstaunlicher Umstand führte zu einem weiteren Chor-Highlight: Obwohl Gospelchöre damals noch nicht „In“ waren gründeten sich im Oktober 1993 gleich drei Gospelchöre mit dem Namen „Living Voices“. Einer in Krefeld, einer in Hagen/Westfalen und einer in Veringenstadt. Nachdem man später voneinander erfahren hat, gab es ein Mega-Jubiläumskonzert zum 10jährigen mit allen drei Chören in der riesigen Friedenskirche in Krefeld.
- Unvergessen ist auch die Gospel-Tour durch Amerika, besonders die Städte Atlanta, Charlotte und Nashville boten beeindruckende Zeugnisse der zeitgenössischen Black-Gospel-Kultur.